Die bewegenden Eindrücke hält Henry Dunant 1862 in seinen Aufzeichnungen "Eine Erinnerung an Solferino" fest: Im Jahre 1859 bereiste der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant die damals in Blut und Asche liegende Lombardei. Am Abend einer blutigen Schlacht zwischen Italienern und Franzosen einerseits und Österreichern andererseits kam er nach Solferino und stellte mit Entsetzen fest, dass Tausende von verwundeten Soldaten ohne jegliche Hilfe auf dem Schlachtfeld zurückgelassen worden waren, dem sicheren Tod ausgeliefert. Dieses furchtbare Geschehen stand am Anfang des Rotkreuz-Gedankens.
Nachdem Henry Dunant zunächst einmal mit behelfsmäßigen Mitteln an Ort und Stelle eine Hilfsaktion organisiert hatte, berichtete er der Welt, was er gesehen hatte; er schrieb "Eine Erinnerung an Solferino", ein Buch, das ganz Europa erschütterte. In diesem Tatsachenbericht schlägt Dunant eine Lösung vor. Er will den Unzulänglichkeiten der Sanitätsdienste der Armeen dadurch begegnen, dass in Friedenszeiten freiwillige Helfer ausgebildet werden, deren Neutralität bis aufs Schlachtfeld durchgesetzt wird.
Vier Genfer, der Bankier Gustave Moynier, General Guillaume-Henri Dufour sowie die Ärzte Louis Appia und Théodore Maunoir schließen sich Dunant an, um das Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für Verwundetenpflege - das künftige Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) - zu gründen.
Bereits 1864 unterzeichneten zwölf Staaten einen Vertragsentwurf des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zur Verbesserung des Schicksals der verwundeten Soldaten der Armeen im Felde. In dieser ersten Genfer Konvention wurde festgelegt, dass Ambulanzen, Lazarette und Sanitätspersonal des Roten Kreuzes als neutral anerkannt, geschützt und geachtet werden und die Verwundeten ohne Unterschied der Nationalität und Partei aufgenommen und gepflegt werden dürfen.
Als Schutz und Kennzeichen wurde das rote Kreuz auf weißem Grund bestimmt. Es ist dies die Umkehrung der schweizerischen Bundesfarben, die zu Ehren der Schweiz angenommen wurden. 1876 wurde der rote Halbmond als zusätzliches Zeichen in den islamischen Ländern eingeführt.
Im Jahre 1901 wurde an Henry Dunant der erste Friedens-Nobelpreis verliehen. In der Folge wurde der Friedens-Nobelpreis dreimal dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zuerkannt, in den Jahren 1917 und 1944 in Würdigung seiner humanitären Tätigkeit während der beiden Weltkriege, und dann wiederum im Jahre 1963, diesmal gemeinsam mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRK) aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Bewegung.
Heute gibt es nationale Gesellschaften vom Roten Kreuz und vom Roten Halbmond in fast allen Staaten der Erde. Freiwillige und hauptberufliche Mitarbeiter leisten weltweit ihren Dienst für Menschen in Not nach einheitlichen Grundsätzen, helfen freiwillig im Zeichen der Menschlichkeit.
Henry Dunant
Eine Idee macht ihren Weg
Wenn die Kriegssucht zu immer neuen Vernichtungsmitteln und Kampfmaschinen führt, dann soll wenigstens ein Abkommen getroffen werden, das die Leiden der Verwundeten und Kriegsopfer mildert. (Henry Dunant)
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Comic "Eine Idee macht ihren Weg"
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